Die Villa Falkenhorst ist Geschichte. Eine Brücke, die die Erinnerungen in die Gegenwart trägt. Im Englischen Landhausstil erbaut und umgeben von einer wunderschönen Parkanlage ist Falkenhorst bis heute als Einheit erhalten und ist zugleich Museum und Veranstaltungsort. Ganz in Einklang mit der Tradition des Hauses ist sie heute wie damals ein Treffpunkt und Ort für gesellschaftliche Ereignisse.
Damals? Was heißt das?
Zur Zeit der Industriellen Revolution in Europa – also um 1800 – wurde die Herrschaft Blumenegg von den Habsburgern gekauft worden und kam 1804 zu Österreich. Die Bevölkerung war größtenteils in der Landwirtschaft oder kleinen Handwerksbetrieben tätig. Dies änderte sich, als der Britische Industrielle Peter Kennedy gemeinsam mit Albert Escher und John Douglas ab 1835 eine Textilfabrik in Thüringen bauten: neben anderen Faktoren war es damals vor allem der Wasserfall und die damit einhergehende vorhandene Wasserkraft, die für Thüringen als Standort entscheidend waren. Zusätzlich zur Fabrik wurde mit der Villa Falkenhorst ein repräsentatives Wohnhaus für die Fabrikantenfamilie Douglass erbaut.
Falkenhorst sticht natürlich aus dem Ortsbild sehr heraus: es entspricht überhaupt nicht der sonstigen, eher bäuerlichen Architektur der Dörfer. Es wurde im klassizistischen Stil erbaut, in seiner Symmetrie und gewissen Schlichtheit erinnert es an die italienische Renaissance und symbolisiert die Vorstellung des britischen Adels der damaligen Zeit vom „Leben auf dem Lande“. Das Haus war schon für die damalige Zeit sehr modern – es verfügte beispielsweise über eine einzigartige Dampfheizung.
John und Jane Douglass zogen hier 1837 ein und bereits 1838 wurde ihr Sohn, John Sholto Douglass geboren. John Sholto Douglass war eine Persönlichkeit, die nicht nur als Fabrikant sondern vor allem durch sein vielfältiges Engagement in der Region und im ganzen Land deutliche Spuren hinterlassen hat. Sei es durch die Mitwirkung bei der Gründung einer evangelischen Kirchengemeinde in Vorarlberg, als Gründungsmitglied des Landesmuseumsverein oder des Alpenvereins in Vorarlberg. Die daraus entstandenen, vielfältigen Kontakte der Familie zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren zahlreich, weshalb Falkenhorst immer wieder auch zu einer Drehscheibe des gesellschaftlichen Lebens in Vorarlberg wurde.
Nach dem frühen Tod von John Sholto Douglass und der nicht standesgemäßen Heirat seiner Witwe Wanda von Pöllnitz mit dem Bludenzer Kunstmaler Jakob Jehly verkaufte Jane Douglass die Villa Falkenhorst an ihren Enkel John William, der sie wiederum 1909 an Rudolf Kastner verkaufte, der auch die Textilfabrik erworben hatte. Insbesondere der Tod von John Sholto Douglass, ebenso aber auch Persönlichkeiten wie Jakob Jehly, seine Tochter Grete Gulbransson oder der Schriftsteller Norman Douglas trugen zum Mythos der Douglass-Pöllnitz-Jehly-Dynastie bei.
Im 20. Jahrhundert wurden die Geschicke der Fabrik von der Familie Kastner gelenkt, die auch auf Falkenhorst wohnte. Nach bewegten Jahren – zunächst des Erfolges und später mit Kriegen und dem Niedergang der Textilindustrie in Vorarlberg hat die Gemeinde Thüringen die Villa Falkenhorst 1997 erworben und aufwendig renoviert und kann so heute Dank der damaligen Initiative und Weitsicht der Gemeinde als Kulturzentrum genutzt werden.